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Checkliste Familienkonferenz
Wir kennen alle diese Situationen. Es steht eine Veränderung an, ein wichtiges Gespräch sollte geführt werden, aber wir schieben dieses unangenehme Thema vor uns her.
Bei einem wichtigen Gespräch ist es ratsam, sich Unterstützung von einem Mediator oder einem anderen gut geschulten unabhängigen Dritten zu holen. Dieser sorgt für eine gute Gesprächsatmosphäre, bereiten den Raum vor und führt durch das Gespräch. Er unterteilt das Gespräch in verschiedene Phasen und sorgt für eine lösungsorientierte Sprachgestaltung.
In der Praxis habe ich festgestellt, häufig wollen nicht alle Beteiligten eine externe Person einbinden.
Persönlich finde ich das Schade, viel zu oft werde ich zu eskalierten Konflikten geholt, bei denen das „gegenseitige Wohlwollen“ in ein gegenseitigen „Vernichtungskrieg“ umgeschlagen ist. Man spricht von einer „Lose-Lose-Situation“
Um Menschen zu unterstützen, die durch einen Prozess der Klärung gehen wollen oder müssen, habe ich diese Checkliste entworfen. Es soll die Beteiligten helfen, ein erfolgreiches Gespräch zu führen.
Wenn man selbst beteiligt ist, ist es sehr schwer, seine eigenen Emotionen und Wünsche zu formulieren und gleichzeitig den Überblick zu behalten. Wenn sie merken, die Tipps und die Struktur ist nicht mehr hilfreich, sollten sie einen externen Dritten einschalten.
Für ein besseres Verständnis habe ich ein „Geschichte im Hintergrund“ geschrieben. Eine Familie, die durch einen klärenden Prozess geht.
Bereiten sie das Gespräch achtsam vor:
- Vereinbaren sie einen gemeinsamen Gesprächstermin
- Wer soll am Gespräch teilnehmen?
- Wann soll das Gespräch stattfinden?
- Wie lange soll das Gespräch maximal dauern?
- Wo soll das Gespräch stattfinden? (neutraler Raum)
- Störungen verhindern:
- Ist das Handy aus?
- Sind die Kinder versorgt?
- Gestalten sie eine gute Atmosphäre
- Getränke bereitstellen
- Zettel und Stift vorbereiten
- Wo und wie wollen sie sitzen? (Im Kreis oder am Tisch)
- Fühlt sich Nähe und Distanz stimmig an?
- Wie ist das Licht, zu hell, zu dunkel oder angenehm
- Vereinbaren sie Gesprächsregeln. Hier einige Beispiele:
- Ich lasse den anderen ausreden und falle ihm nicht ins Wort
- TIPP, falls es mal durcheinander geht:
- Man kann eine Stoppuhr verwenden, und jeder hat eine festgelegte Zeit zum Sprechen
- Alternativ kann ein „Redestab“ oder eine „Redekugelschreiber“ genutzt werden. Wer den Gegenstand in den Händen hält, spricht, die anderen hören zu.
- Hat man Einwände oder Gedanken zum Gesagten, kann man diese notieren und versuchen weiter zuhören. Die Notizen werden zu einem späteren Zeitpunkt besprochen
- Ich spreche in Ich-Botschaften. Ich formuliere meine Wünsche, nicht meine Vorwürfe.
- Das Gehörte behandeln wir vertraulich
- Ich bin für mich selbst verantwortlich, das heißt, ich melde meine Bedürfnisse an und benenne Irritationen.
- Ich arbeite an meiner inneren Bereitschaft neugierig die Perspektive des anderen zu verstehen.
- TIPP, falls es mal durcheinander geht:
- Ich lasse den anderen ausreden und falle ihm nicht ins Wort
Gut vorbereitet kann das Gespräch beginnen
Es ist sinnvoll, dass Gespräch in Phasen einzuteilen damit man sich anhand der Struktur orientieren kann. Falls ein externer Moderator oder Mediator eingeschaltet wird, würde dieser für Struktur sorgen. Falls es zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht weiter geht, oder die Sachlichkeit verloren geht, hilft es vielleicht, sich nochmal der aktuellen Phase bewusst zu werden, bzw. bewusst in eine andere Phase zu wechseln.
- Phase: Sinn: Momentane Befindlichkeit und Situation benennen, Hauptthema rausarbeiten und Meta-Ziel festlegen!
- Warum geht es im Kern? Was ist das höhere Ziel? Warum treffen wir uns?
Dieses Ziel schriftlich fixieren und sichtbar aufhängen.
- Warum geht es im Kern? Was ist das höhere Ziel? Warum treffen wir uns?
Beispiel aus der Geschichte:
„Mama und Papa sollen mit unserer Unterstützung so lange wie möglich und vertretbar, in ihrer eigenen Wohnung bleiben können. Wir Kinder wollen helfen und uns willkommen fühlen“
- Phase: Themensammlung
- Es gibt zu jedem Thema verschiedene Unterthemen, diese sollten in dieser Phase benannt werden, aber noch nicht im Detail besprochen, bzw. gelöst werden.
- Egal, ob das Thema für alle oder nur für eine Person wichtig ist, wenn es zum eigentlichen Hauptthema gehört, findet es seinen Platz.
Beispiele aus der Geschichte:
- Wie wollen wir kommunizieren.
- Unterstützung Mama
- Patientenverfügung
- Wissen über Demenz
- Die einzelnen Themen notieren und noch nicht tiefer in die Themen einsteigen.
- Phase: Beweggründe und Wünsche ergründen.
- Ziel dieser Phase ist es nicht, eine Lösung zu finden, Ziel dieser Phase ist es, den anderen in seiner eigenen Wahrheit zu verstehen. Das heißt nicht, dass man einer Meinung sein muss, das heißt nur, dass wir uns bemühen, die Perspektive des anderen einzunehmen.
- Hierfür werden die Themen aus der Phase 2 sortiert und priorisiert. Man einigt sich, mit welchen Thema man beginnen will. Jeder darf seine Beweggründe und Gedanken zu einem Unterthema sagen.
- Häufig ist es hilfreich, wenn man „das Gehörte“ vom anderen in eigenen Worten wiedergibt. Dadurch werden Kommunikationsfallen umschifft.
- Die Teilnehmer entscheiden, ob man danach für ein Unterthema in die Phase 4 wechselt, oder ob mit einem anderen Unterthema weiter gemacht werden soll.
- Phase: Kreativer Lösungsfindungsprozess.
- Es sollen im ersten Schritt möglichst viele Lösungsoptionen gesucht werden. Diese dürfen auch unrealistisch oder überzogen sein. Es geht darum, sich innerlich frei zu schwimmen, um offen für neues zu sein.
- Im zweiten Schritt darf jeder der Beteiligten die einzelnen Lösungsoption mit „super Idee“, „kann ich mir vorstellen“, „schwer“ oder „Geht für mich auf keinen Fall“ bewerten.
- Phase: Verbindliche Vereinbarung.
- Die gefunden Lösungsoptionen werden in den Alltag übertragen. Das heißt, wer macht was bis wann. Die Einigungen müssen möglichst konkret, messbar und von allen akzeptiert und als fair empfunden sein.
- Die Einigungen sollten schriftlich fixiert werden.
- Nochmal einen Blick in die Phase 2, sind für alle Themen abgedeckt, oder fehlt noch was.
Diese mediative Struktur ist nicht starr. Man durchläuft die Phasen, muss aber unter Umständen häufiger in den Phasen wechseln und wieder zurückspringen. Wichtig ist ein Bewusstsein, in welcher Phase man sich gerade befindet. Eventuell muss man zwischendurch nicht darüber sprechen, was man zu besprechen hat, sondern wie man miteinander spricht.
Hierbei den Überblick zu behalten ist sehr schwer. Wenn es den Beteiligten nicht gelingt, sollte es selbstverständlich sein, sich Hilfe zu holen. Bedenke: Wenn das Auto nicht rund läuft, hat man auch keine Bedenken, einen Mechaniker zu Rate zu holen.